Advent

Ach, Du fröhliche

 

Schon im Oktober eines jeden Jahres hatte ich üblicherweise alle Wunschgeschenke beisammen, nur in diesem Jahr nicht. Zum Endspurt nutzte ich die kommerziellen Angebote, wie den schwarzen Freitag, und jede freie Minute für den Einkauf.

Jeden Tag mit bangem Blick

und dennoch schmolzen die Tage – und zusätzlich war ich angesteckt von der Hektik allerorten. Inmitten des Soges sprach meine innere Stimme, sie überredete mich zu einem ernsten Gespräch zu Sinn und Nutzen des wilden Treibens. Auch machte sie mich aufmerksam auf die nicht enden wollende Verpackungsflut, der ich normalerweise keine Aufmerksamkeit schenkte.

Die großen und größeren Konsumtempel fielen mir auf. Natürlich kaufte 'man' nur da, wohlig aufgehoben bei den entsprechenden Namen. Die Gütesiegel waren Garant für die entgegengebrachte Liebe. Dabei waren daneben auch kleinere Läden entstanden, die für wesentlich mehr Güte Raum boten. Das Probem war lösbar und ich atmete auf. Um im gleichen Atemzug wieder einzuatmen.

Da war die Sache mit den Verpackungen:

Plastikgehäuse, Plastikblumen und Plastikverpackungen. Und das pro Familienmitglied - was für eine Fülle an Plastik wird nach den Feiertagen aus dem Haus getragen!

Andererseits sollte meine liebe Familie mit Geschenken bedacht werden, von denen keiner annahm, ich hätte kein Geld zurückgelegt. Nein, das Weihnachtsdiktat, es saß und funktionierte. Und ich funktionierte ebenfalls. Aber wenigstens ein Geschenk sollt das aufkommende schlechte Gewissen allmählich einschläfern – es sollte unverpackt sein.

Wieder munter lief ich durch die Stadt und sah die Läden, die schon sehr leer wirkten. Irgendwann fiel mir die Berichterstattung zu lose verkauften Lebensmitteln ein. Na gut, warum soll es keine Nudeln zu Weihnachten geben? Jede einzelne mit einem Schleifchen drum herum.

Die Zeit raste und ehe ich mich's versah, war der heilige Abend da.

Panik kroch mir den Rücken hoch. Während der Rückfahrt in meinem Auto kam ich an einer recht großen Tankstelle vorbei, die mich breit anlachte.

Und keine zehn Minuten später trug ich einen großen Schatz hinaus. Natürlich war das ganze Drumherum so vertraut. Der Schatz war odentlich eingewickelt mit Plastikgehäuse, Plastikblumen und einer ausladenden Plastikverpackung.

Wunderschön. Das Weihnachtsfest, es durfte kommen – wie jedes Jahr.

 

SCSD-Mitglied Ernst Rommeney

Brühl im Dezember 2019

Dr. Martina Gödecke-Behnke

Journalistin, Redakteurin, bildende Künstlerin
Mitglied im SCS-Diakonie
Sie beriet Kreative, die sich selbst organisieren
oder ein Unternehmen gründen wollten.