Kirche gibt Raum

Modellprojekt in ländlichen Räumen. Eine Skizzierung.

 

Kirchengebäude als Plattform der Teilhabe

Die Innovation

„Die kulturprägende Bedeutung des Christentums muss in unserer Region neu verstanden werden, um Gestaltungskraft für die Zukunft zu gewinnen. Die Kirchen sind Zeugen aus Stein für das Leben, das Menschen sich nicht selbst geben und sichern können. Kirchengebäude wurden gebaut von Menschen, denen über sich selbst hinausgehend das Allgemeinwohl wichtig war und ist. Ohne dass Menschen Verantwortung übernehmen und ihren eigenen Beitrag leisten, funktioniert keine Demokratie, kein Zusammenleben. Deswegen können Kirchen, Pfarr- und Gemeindehäuser mit ihrer von Gott her auf alle Menschen zielenden Botschaft heute Orte sein, an denen das neu gelernt, verstanden und eingeübt wird, was unsere Kultur trägt.“
(Ulrike Menzel, Superintendentin des Ev. Kirchenkreises Cottbus)

Das Projekt „Kirche gibt Raum“ entwickelt beispielhaft und ganzheitlich Orte der Teilhabe, wo Bürger*innen aus Kirchengemeinde, Diakonie, Kommunen, Politik und Gesellschaft zusammenarbeiten, wo sich pastorale und soziale Räume überschneiden, wo Gebäude und Grundstücke, die der Kommune etwas bedeuten, neu belebt oder anders genutzt werden sollen, etwa eine Kirche, ein Pfarr- oder Gemeindehaus oder eine andere zweckbestimmte Liegenschaft. Viele Gebäude mit besonderem kulturellem Wert drohen zu verkommen und soziale Ressourcen (z.B. das ehrenamtliche Engagement) bleiben ungenutzt. Mit dem Projekt sollen ganzheitliche soziale Innovationen in der örtlichen Region in nachhaltig wirkender Weise entwickelt werden.

 

1. Herausforderung:
Der Demographische Wandel im ländlichen Raum

Die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland verschiebt sich hin zu einer wachsenden Anzahl älterer sowie assistenz- bzw. pflegebedürftiger Menschen, aktuell sind in unserem Land 7,6 Millionen Menschen mit einer Behinderung registriert. Hinzu kommt noch eine wachsende Anzahl von Menschen, die zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben vielfältige Formen von Unterstützung und Begleitung bedürfen. Der Gesamtanteil von Menschen, die aufgrund ihrer psychischen, körperlichen oder sozialen Beeinträchtigung besondere Unterstützungsangebote benötigen, wird im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung weiter deutlich anwachsen.

Die zunehmende Individualisierung sowie der Wandel von Familienstrukturen und die Veränderungen im Arbeitsleben führen zu zusätzlichen speziellen Anforderungen an das Sozialsystem und die Infrastruktur.
Die Bertelsmann-Stiftung, die umfangreiche und differenzierte Studien zur demographischen Entwicklung in allen Bundesländern durchgeführt hat, sieht die zentralen Herausforderung, auch in einwohnerschwachen Regionen, darin, flexible Mobilitätsangebote, schnelles Internet und eine angemessene Gesundheitsversorgung in erreichbarer Nähe anzubieten.

Der 7. Altenbericht der Bundesregierung hat diese Herausforderung aufgenommen; er betont die Notwendigkeit, Caring Communities mit einer guten kommunalen Infrastruktur zu verknüpfen. Wir wissen, dass viele alte Menschen nur deshalb in ein Altenheim gehen, weil sie ihren Alltag nicht mehr allein bewältigen können. Gehen sie in eine stationäre Einrichtung, so verlieren sie damit nicht nur weitgehend ihre Autonomie und damit ein wesentliches Stück Lebensqualität. Diese „Lösung“ ist zudem extrem teuer, entweder für die Betroffenen selbst oder auch für die Kommunen. Auf der anderen Seite sind im Fall der familiären Pflege bei zunehmender Erwerbsarbeit der Frauen alle Beteiligten überfordert. Was gebraucht wird, ist ein ambulantes Setting mit Unterstützung beim Erledigen der Hausarbeit und beim Einkaufen. Eine quartiersbezogene Komponente, eine regelhafte Planung sowie Beratungsangebote in den Kommunen stehen deshalb in Altenhilfe und Pflegeversicherung genauso an wie zuvor in der Jugendhilfe und der Behindertenhilfe. Dabei zeigt sich, dass insbesondere das dritte Lebensalter auch neue Chancen des Engagements und der Teilhabe bietet. Die Generation der 55- bis 69-Jährigen ist besonders aktiv im sozialen Ehrenamt und im lokalen Bürgerengagement. Sie stärken die Eckpfeiler des nachbarschaftlichen Lebens – mit Dorfläden und Nachbarschaftscafés oder auch mit Bürgerbussen und anderen ehrenamtlichen Projekten -- als Lesepaten, Pflegebegleiter, Stadtteilväter und Ausbildungsmentorinnen. Die letzten beiden Freiwilligensurveys der Bundesregierung zeigen einen Trend weg von der Ausrichtung auf Geselligkeit hin zu Engagement für das Gemeinwohl. Besonders viele Menschen dieser Generation sind bis heute in den Kirchengemeinden aktiv.

 

2. Die Herausforderung des Quartiers bzw. Sozialraum für alle

Je mobiler die Gesellschaft wird, je mehr Optionen und Lebensstile zur Auswahl stehen, desto wichtiger wird der Lebensraum, in dem wir uns selbstverständlich und ungezwungen bewegen können, weil wir dazugehören. Die aktuellen Transformationsprozesse verunsichern viele. Junge Leute ziehen in die prosperierenden Regionen; zurück bleiben die Älteren, weniger Beweglichen, die häufig Wohneigentum haben. Väter pendeln von Ost nach West zur Arbeit: Wo bereits Kinder in der Familie leben, sind es meist die Mütter, die bleiben. Immerhin jedes dritte Paar in den ersten Berufsjahren pendelt. Wer häufig umzieht, verliert die alltägliche soziale Einbettung in Familie und Nachbarschaft. Familien mit kleinen Kindern, alte oder kranke Menschen geraten bei der Bewältigung des Alltags enorm unter Druck, wenn sie nicht auf die selbstverständliche Hilfe von Angehörigen zurückgreifen können. Denn auch die Nachbarschaften verändern sich, weil Menschen von anderswoher zuziehen – als Arbeitssuchende, Migranten oder Flüchtlinge.


In dieser Situation wird von Sozialwissenschaften wie Politik das urbanen Quartier aber auch der ländliche Sozialraum wiederentdeckt – als ein Raum, in dem neue Formen der Kooperation zwischen dem öffentlichen und dem privaten Bereich, zwischen zivilgesellschaftlichen Initiativen, Kommune und Sozialen Diensten möglich sind. Wo neue Chancen der Begegnung und der Teilhabe entstehen. Denn im Quartier, wo Menschen einkaufen, ihre Kinder zur Tageseinrichtung bringen, wo Schulen und Sportvereine Anknüpfungspunkte bieten und Ärzte für die Versorgung bereitstehen, begegnen sich unterschiedliche Menschen noch immer ganz selbstverständlich. Hier anzuknüpfen bedeutet, nicht nur fall-, sondern eben auch feldorientiert zu arbeiten und vor allem, von den Lebensvollzügen der Betroffenen und nicht nur von den Defiziten her zu denken, wie es Sozialversicherungen notwendigerweise tun. Es geht darum, die Betroffenen zu Beteiligten zu machen und dabei nachbarschaftliches und zivilgesellschaftliches Engagement zu stärken.

 

3. Besondere Ressourcen und Chancen von Kirche und Diakonie

Die Verantwortlichen in Kirche und Diakonie engagieren sich mancherorts gemeinsam mit weiteren Akteuren in Politik und Gesellschaft für eine konsequente Weiterentwicklung von überschaubaren integrierenden und inklusiven Lebens- und Wohnräumen für alle Menschen eines Sozialraumes in den Städten und auf dem Land. Wenn es um Nachbarschaftsengagement geht, können Kirche und Diakonie auf gewachsene Traditionen zurückgreifen. Die Aufbrüche der Diakonie im 19. Jahrhundert gingen vom Quartier aus und führten ins Quartier zurück- von Wicherns Entwicklung eines neuen Wohnquartiers in Hamburg- St. Georg bis zur Fliedners Gemeindeschwestern. Die Entwicklung des Sozial- und Wohlfahrtsstaats führte dann allerdings über die Anstaltsdiakonie zur fallbezogenen Dienstleistung. Heute steht Diakonie institutionell und von ihren Kompetenzen her zwischen der Einzelfalllogik des Sozialstaates und der Quartiersbezogenheit der Kirche. Kirchengemeinden sind auf der anderen Seite in besondere Weise in die Nachbarschaften eingebunden; sie arbeiten mit verschiedenen Generationen, können auf ehrenamtliche Netzwerke zurückgreifen und verfügen zudem über Land und Immobilien. Kirchengemeinden sind mit ihren Kirchen, Pfarr- und Gemeindehäuser so häufig wie die Sparkassen an allen Orten vertreten- wenn auch oft nicht mehr mit einer eigenen Pfarrstelle. Im Ringen um die Zukunft dieser Gebäude geht es auch um die gesellschaftliche Anschlussfähigkeit von Kirchengemeinden. Wird es gelingen, die Kirchen zu öffnen und die Gebäude mit anderen Gruppen, Organisationen und Vereinen gemeinsam zu unterhalten?Insbesondere diejenigen vor Ort, die weniger mobil sind – Ältere, Familien mit kleinen Kindern, von Armut Betroffene-- sind in besonderer Weise auf die Möglichkeit angewiesen, in fußläufiger Entfernung zusammen kommen zu können. Gemeindehäuser, die zu Gemeinwesenzentren umgebaut werden, Quartiers- und Nachbarschaftsläden, z.T. auch in umgebauten Pfarrhäusern oder der Ausbau von serviceorientierten CAP-Märkten als Inklusionsbetriebe (Handelsunternehmen, in dessen Franchise-Märkten Menschen mit und ohne Behinderung zusammenarbeiten) weisen in diese Richtung.

Das in diesem Jahr abgeschlossene Modellprojekte wie „Kirche findet Stadt“ ( ein ökumenisches Projekt von EKD und Deutscher Bischofskonferenz mit dem Deutschen Caritas und Diakonie Deutschland, gefördert vom Bundesministerium für Bau und Verkehr. Auch wenn das Projekt sich im Wesentlichen auf die urbane Quartiersentwicklung bezieht, können aus dem im Januar 2018 herausgebrachten Leitfaden wertvolle Anregungen für das geplante Vorhaben gewonnen werden), aber auch „ Wir sind Nachbarn. Alle“ weisen in diese Richtung. Immer mehr Gemeinden entdecken auch Methoden der Gemeinwesenarbeit oder des Community-Organising. Letztlich wird es darauf ankommen, dass Kirche sich mit ihrer bestehenden Infrastruktur, die für die Mitgliederzahlen immer häufiger zu groß wird, als kooperativer Partnerin im Gemeinwesen versteht. Dazu ist es wichtig, die Kompetenzen von Kirche und Diakonie zusammen zu bringen.

Kirchengemeinden können Ideenentwickler, Impulsgeber, Pioniere sein. Sie verfügen über Daten und lokales Wissen um das Gemeinwesen / die Gemeinde, über ein Frühwarnsystem für soziale Umbrüche. Sie sind Initiatoren von oder Beteiligte an den Netzwerkprozessen, Öffner in den Sozialraum, verlässlicher und kontinuierlicher Kooperationspartner. Kirche und Diakonie verfügen über Gebäude und Räume, Liegenschaften, hauptamtliches Personal und ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Sie werden erlebt als politisches Lobbying (anwaltschaftliche Funktion), als Stimme mit Gehör in Öffentlichkeit, Medien und Institutionen. Die Beziehung auf Augenhöhe zwischen Kirche und Kommune ist eine Nachbarschaftsbeziehung, die sich zu pflegen lohnt. Ob die Kirche die Kommune findet oder die Kommune auf die Kirche zugeht, ist sekundär, wichtig sind die gemeinsame Verständigung und das Entwickeln einer gemeinsamen Agenda.

 

4. Die Innovation: Kirche gibt Raum

Das Projekt Kirche gibt Raum greift das Engagement der Kirchengemeinden auf und unterstützt es in zielführender Weise, damit sich ihre Kirchengebäude als soziale und kulturelle Orte der Teilhabe für alle Bürger*innen neu entwickeln können. Das sind Gebäude und Grundstücke, die den Menschen etwas bedeuten -- etwa eine Kirche, ein Pfarrhaus oder andere zweckbestimmte Liegenschaften. Sie sollen in neuer Weise sozial (z.B. für Altenhilfe, Behindertenhilfe und andere Bedarfe entsprechend dem SGB) sowie kulturell und für Bildungsangebote genutzt werden. Viele Gebäude mit besonderem soziokulturellem Wert drohen zu verkommen und soziale Ressourcen des ehrenamtlichen oder nachbarschaftlichen Engagements werden nicht hinreichend ausgeschöpft, weil die entsprechende Infrastruktur fehlt.

Das Projekt will beispielhaft und ganzheitlich Orte der Teilhabe schaffen, wo Bürger*innen aus Kirchengemeinde, Diakonie, Gesellschaft, Wirtschaft und Politik innovativ entwickeln. Es legt den Schwerpunkt zunächst auf ländliche Standorte in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Auch wenn die Mehrheit der Menschen besonders in Ostdeutschland in deutlicher Distanz zur Kirche leben, zeigt sich in Umfragen Respekt und Verbundenheit mit den Kirchengebäuden als historische und kulturelle wertvolle Zentren. Dies weist auf die besondere Herausforderung und zugleich auch auf die Chance für das angestrebte Modellprojekt mit der erweiterten Öffnung der Kirchengebäude als Teilhabeorte für alle Menschen, die in dieser Region leben, hin. Projekte wie Kirchenkuratoren in Berlin-Brandenburg oder Orgelpaten in Mitteldeutschland illustrieren das Interesse auch von Menschen ohne Kirchenbindung. Die ausgewählten Schwerpunktstandorte werden in enger Zusammenarbeit zwischen dem Senior Consulting Service Diakonie e.V. und den Partnern vor Ort entwickelt.

 

5. Handlungsfelder/Ziele

Das Modellvorhaben strebt einen ganzheitlichen Ansatz – im gesellschaftlichen Umfeld, der sozialen Infrastruktur, den Wohnangeboten, den sozialen Dienstleistungen, dem ehrenamtlichen Engagement -- mit vielfältigen Maßnahmen zur Förderung der Sozialraumentwicklung an. So erfolgt zunächst eine entsprechende Standortanalyse/Bedarfsanalyse bezogen auf die örtliche Region. Danach wird ein differenziertes Handlungskonzept als Empfehlung für die verantwortlichen Akteure vor Ort entwickelt. Ebenso werden die für die Vorhaben verwendbaren Förderprogramme (Land, Bund, ESF, Soziallotterien, Förderstiftungen) geprüft und die einzelnen Träger bei der Antragstellung unterstützt.

Die Handlungsfelder/Ziele im Überblick:

a) Handlungsfeld: Gesellschaftliches Umfeld
Ziele in Stichworten: Organisation von Austauschmöglichkeiten zwischen Jung und Alt, zwischen Menschen mit und ohne Behinderung, von Alleinstehenden und Familien durch Bildung von sozio-kulturellen Foren in geeigneten, neu zu gestaltenden Kirchengebäuden. Die Themen sind vielfältig und laden zur aktiven Teilhabe aller gesellschaftlichen Gruppen am sozialen und kulturellem Leben ein.

Eng verbunden mit den Foren ist der Aufbau eines „Inkubators“ für soziale Innovation, wie z.B. die Entwicklung von Instrumenten und Systemen (Internet, Apps, AAL) einer sozial- ethisch vertretbaren Digitalisierung zur Optimierung der Information und der Kommunikation der Menschen in der Region, um sich als Nachbarn zu erleben.

b) Handlungsfeld: soziale Infrastruktur
Ziele in Stichworten: Initiierung z.B. inklusiven Sozialcafés in neu zu gestaltenden Kirchengebäuden als Begegnungsmöglichkeiten, als niederschwelliges Angebot zur Teilhabe für Menschen aus der Region, u. U. in organisatorischer Verbindung mit einem serviceorientierten CAP-Markt (Einkaufsmarkt) als Inklusionsbetrieb (Teilhabe am Arbeitsleben, Franchise-Unternehmen, in denen Menschen mit und ohne Behinderung zusammenarbeiten). Hierdurch können zugleich diverse Serviceleistungen für Menschen, die im näheren Umfeld leben, angeboten werden. Die möglichen Dienstleistungen könnten sein: Besorgungen aller Art, Hilfen im Haushalt, Hol- und Bringedienste, Hilfen bei der Bedienung des PC , Unterstützung bei der Einführung von nepos-Tablets (sehr einfacher Computer für ältere Nutzer), die auch geeignet sind für die Abwicklung von Leistungen in der Region.

c) Handlungsfeld: Räumliche Infrastruktur
Ziele in Stichworten: Initiierung von Initiativen für Anpassungsmaßnahmen im Wohnumfeld, etwa durch Erkundung und Analyse des Wohnumfeldes und Initiierung von Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur im Dialog mit den Menschen in der Region, sowie mit Kommune, Kirche und Wirtschaft.

d) Handlungsfeld: Bedarfsgerechte Wohnangebote
Ziele in Stichworten: Durchführung von Informationsveranstaltungen zum Thema
„Wohnen im Alter“, Initiierung von struktureller und individueller Wohnberatung sowie die Begleitung bei Wohnungsanpassungsmaßnahmen. Stichwort: barrierefreies Wohnen. Begleitung bei der Umsetzung für alternative Wohnformen wie z.B. die Möglichkeit zu selbstorganisiertem gemeinschaftlichem Wohnen, Pflegewohngemeinschaften und betreutes Wohnen mit Überprüfung zur Nutzung von geeigneten Kirchengebäuden. Entwicklung und Umsetzung von Konzepten wie „Wohnen mit Hilfe“ nach den Leistungen der Pflegekassen (SGB XI) und Begleitung bei Wohnungsanpassungsmaßnahmen.

e) Handlungsfeld: Bedarfsgerechte Dienstleistungen und Förderung von touristischen Angeboten für alle.
Ziele in Stichworte: Konzipierung und Initiierung von touristischen Angeboten mit besonderem Profil - z.B. Neuausrichtung und Umbau von reizvoll gelegenen und geräumigen Pfarrhäusern (angeregt von dem Konzept “himmlisch urlauben“ in Österreich). Anders als in Österreich soll hier das Anwesen von gemeinnützigen Inklusionsfirmen (Mitarbeiter mit- und ohne Behinderung) als besondere Urlaubsorte für alle betrieben werden können.
Aber auch der Aufbau zum „Betreuten Wohnen zu Hause“ ohne die institutionelle Nähe eines Altenpflegeheimes oder die Schaffung ortsbezogener, kleinteiliger mobiler Versorgungsangebote mit häuslicher Tagespflege, Initiierung mobiler Alltagshilfen (z. B. Seniorenassistenz) könnten in Frage kommen..
Ein weiteres Ziel könnte ebenfalls die Entwicklung vernetzter Angebotsstrukturen im Welfare-Mix bei Aktivierung des bürgerschaftlichen Engagements mit den Potenzialen der Kirchengemeinden, Kommunen und Wohlfahrtspflege sein.

f) Handlungsfeld: Wohnortnahe Beratung und Begleitung
Ziele in Stichworten: Erstellung von regionalbezogenen Infobroschüren mit entsprechenden Portalen, digital von leicht handhabbaren Internetinstrumenten unterstützt.
Schaffung ortsnaher sowie mobiler Beratungsangebote in der Region. Qualifizierung von Ehrenamtlichen für die Beratungsarbeit.

 

6. Arbeitsprozesse der Projektentwicklung

Bevor mit Planungen nach HOAI (Verordnung über die Honorare für Architekten- und Ingenieurleistungen) für Bauarbeiten bei den in Frage kommenden Objekten begonnen werden kann, geht es zunächst bei der Projektentwicklung um klärende Erhebungen, so um die Grundlagenermittlung der Situation vor Ort, nach dem die weiteren Planungsschritte erfolgen.

Der Entwicklungsprozess stellt sich wie folgt dar:

  • Klärende Gespräche mit den Vertretern der Kirchengemeinde zur Eruierung der Anliegen, Erfahrungen und Ideen zur Projektentwicklung - Besichtigungen.
  • Klärende Gespräche gemeinsam mit Vertretern der Kirchengemeinde, Kommune, Wirtschaft und Wohlfahrtspflege zur Bedarfslage und Erwartung an das Projekt -Besichtigungen.
  • Bauliche Bestandsaufnahme der kirchlichen Gebäude und anderer Liegenschaften, die für die örtliche Region wichtig sind.
  • Standortanalyse/Bedarfsanalyse bezogen auf das Gesellschaftliche Umfeld, der sozialen und räumlichen Infrastruktur, der bedarfsgerechten Wohnangebote sowie die Angebote sozialer Dienstleistungen (auch für den täglichen Lebensbedarf), der wohnortsnahen Beratung und Begleitung.
  • Entwicklung eines differenzierten Handlungskonzeptes als Empfehlung für die verantwortlichen Akteure vor Ort .
  • Klärungsgespräche mit den möglichen diakonischen oder anderen geeigneten Betreibern der Objekte als Kooperationspartner mit der Kirchengemeinde.Klärung der Aufgabenstellungen, Beratung zum gesamten Leistungsbedarf.
  • Entwicklung eines sozial differenzierten und wirtschaftlich tragenden Nutzungskonzeptes für die Bauobjekte.
  • Prüfung der verwendbaren Förderprogramme (Land, Bund, ESF, Soziallotterien, Förderstiftungen), Klärungsgespräche mit zuständigen Vertretern des Landes, u.a. auch auf Bundesebene oder anderen Behörden, bzw. Verbänden.
  • Einschaltung eines geeigneten Architekturbüros und seine Einführung in die Thematik. Dabei wird den verwaltungstechnischen Vorgaben und Nebenbestimmungen von Förderungen, z.B. hinsichtlich Vergaben, Publizität etc. Rechnung getragen.
  • Entwicklung eines Raumprogramms, erste Schätzung des Kosten und des Finanzierungsrahmens durch eigene Erwirtschaftung und durch Fördermittel Kostenermittlung nach DIN 276, Unterstützung bei der Antragstellung gegenüber den Zuwendungsgebern.
  • Parallel zu den Arbeitsprozessen ist die Bildung von Arbeitsgruppen, auch eines überregionalen Forums, einer Plattform für die verantwortlichen Akteure in den jeweiligen Gemeinden, geplant. Hier kommen die Beteiligten in regelmäßigen Abständen zusammen. Es wird dabei über die Arbeitsergebnisse aus den Regionen berichtet, Problemstellungen und Möglichkeiten diskutiert und weitere zielführende Planungen abgestimmt. Die Berater des SCSD e.V. moderieren und koordinieren zusammen mit den Kooperationspartnern den ganzheitlichen Entwicklungsprozess.
  • Zur Evaluation: Die Entwicklungsprozesse und Arbeitsergebnisse des Projektes werden im Rahmen überprüfbarer Parameter vom Projektteam evaluiert und veröffentlicht.

 

7. Der Senior Consulting Service Diakonie e.V. als Projektträger

Er wurde in 2006 von langjährig qualifizierten und erfahrenen Führungs- und Fachkräften aus gemeinnützigen Unternehmen in Berlin gegründet, die sich weiterhin für das Gemeinwohl in unserem Lande engagieren wollten. Getragen wird er derzeit von über 30 aktiven Mitgliedern unterschiedlicher Profession und Erfahrung. Folgende Fachdisziplinen sind hier vertreten:

  • Theologie/EKD/Diakonie
  • Betriebs- und Finanzwirtschaft
  • Psychologie/Informatik
  • Sozialpädagogik/ Behindertenhilfe
  • Alten- und Krankenpflege/Soziologie
  • Journalismus/Stadtentwicklung
  • Bauingenieurwesen/Architektur
  • Recht/Unternehmensmanagement
  • Medizin/Psychiatrie/Gesundheitswesen
  • Naturwissenschaft/Erwachsenenbildung

Der Senior Consulting Service Diakonie e.V. ist Mitglied beim Diakonischen Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und Gastmitglied beim Diakonischen Werk evangelischer Kirchen in Niedersachsen.

Für das Projekt „Kirche gibt Raum“ wird ein entsprechend kompetentes und verbindlich arbeitendes Projektteam zusammengestellt.
Zentrale Grundlage aller Bemühungen ist das Prinzip der Nachhaltigkeit auf den Ebenen der Ethik, dem Sozialen, der Wirtschaftlichkeit und der Ökologie.

Berlin, 13. August 2018

Senior Consulting Service Diakonie e.V.
Redaktion: Bernt Renzenbrink