Mediation

Unwürdige Konflikte

 

Dieser Tage beschäftigt die Öffentlichkeit vor allem in Berlin die Fortführung des Vertrags des Chefdirigenten an der Berliner Staatsoper, Daniel Barenboim. Dabei werden öffentlich Vorwürfe über den Umgangsstil des Stardirigenten vorgebracht, genauso werden Verteidigungsschriften formuliert. Ich vermute, dass dahinter auch nicht ausgetragene Konflikte stecken.

Mitarbeitende fühlen sich ungerecht behandelt.

Bei mir häufen sich die Nachrichten, wie in Diakonie und Kirche sich immer wieder ältere Mitarbeitende ungerecht behandelt fühlen. Da wird erzählt, dass infolge von Umstrukturierungen  erfahrene Mitarbeitende gegen ihren Willen in den vorzeitigen Ruhestand geschickt werden.

Ich höre von Unterstellungen, um Leute aus Positionen entfernen zu können. Unausgetragene Konflikte zwischen Peronaldezernenten und Pfarrern werden berichtet. Ich höre die Klage, dass rechtliche Argumente vorgeschoben werden, ohne auf die jeweilige Situation und die Bedürfnisse einzugehen.

Gelungener Abschied gehört zur Biographie.

Dabei habe ich so manchen gelungenen Abschied aus dem Arbeitsleben miterlebt, durch den die Verbindung zum Unternehmen auch nach dem Ruhestand noch positiv belegt ist.

Ich erlebe das in der Berliner Stephanus Stiftung, dass ehemalige Mitarbeitende, in welcher Funktion auch immer sie tätig waren, zu Veranstaltungen eingeladen sind und selbstverständlich auch dabei präsent sind. Auch Mitarbeitende, die jetzt zu anderen Unternehmen gehören, zeigen sich.

Für mich sind das gelingende Verbindungen zur vergangenen Arbeit, die ein wichtiger Bestandteil der eigenen Biographie darstellen.

Kirche und Diakonie sind nicht frei von harten Konflikten.

Deshalb beschäftigt mich die Tatsache, wie wir in Kirche und Diakonie mit Konflikten umgehen. Wir haben wunderbare Leitbilder, die die Würde jedes einzelnen in den Mittelpunkt rücken. Wir wissen jedoch, dass Mitarbeit im Rahmen der Diakonie und der Kirche nicht von vorneherein bedeutet, in eine konfliktfreie Umgebung zu gelangen. Harte Konflikte beschreibt schon das Neue Testament.

Ich bin der Auffassung, dass die Art und Weise, wie wir mit Konflikten umgehen, der Stresstest für die christliche Kultur eines Unternehmens oder einer Unternehmung sind. Es gibt gute und bewährte Methoden, die dafür eingesetzt werden können.

Suche Frieden und jage ihm nach – per Mediation.

Eine davon ist die Mediation, die gemeinsame Suche nach einer Lösung in einem Konflikt durch die Beteiligung einer unabhängig mediierenden Person. Diese ist in der Lage, sich methodisch und den Konfliktparteien zugewandt auf ein gemeinsames , von allen akzeptiertes Ergebnis hin zu bewegen.

Das kostet Zeit. Das kostet auch Geld.

Jedoch können sich die Konfliktparteien im Normalfall anschließend wieder in die Augen schauen. Diese Methode sollte die Regel zur Konfliktbewältigung werden. Das wäre ein weiterer Baustein zur Umsetzung der Jahreslosung im inneren Bereich von Kirche und Diakonie:

Suche Frieden und jage ihm nach (Psalm 34,15).


Berlin im März 2019

Klaus-Dieter Kottnik
Pfarrer, Mediator, SCSD-Mitglied
Vorstand Evangelische Bahnhofsmissionen
Berater der Diakonie Polen
Präsident der Diakonie Deutschland (2006-2010)